...Entscheidungen aus rein logischen Motiven, manchmal wird einem zu einer Entscheidung geraten, manchmal trifft man sie überstürzt und manchmal möchte man sie auf keinen Fall treffen, hat aber keine andere Wahl.
Mein Kätzchen Lunti ist vor zwei Tagen gestorben. Meine Seelenschwester, mein Sorgenkind und eines der wundervollsten Wesen, die mir je begegnet sind.
Nach einer Woche kämpfen an einer Krankheit, die sie, wie die Tierärzte es so schön ausdrücken, an Inappetenz leiden ließ.
Sie hat einfach aufgehört zu fressen. Und dann zu trinken.
Diese Katze ist eine Angstkatze, die sich nicht anfassen lässt.
Aus dem Tierheim, Fundkatze, Alter unbestimmt, aber schon älter, ausgesetzt auf einem Grünstreifen an der Autobahnauffahrt in Jena, mit einem derart miserablen Zahnstatus, dass ihr alle Zähne gezogen werden mussten, völlig verstört.
Die kein Radio kannte und kein Fernsehen, vor allem Lauten Angst hatte und immer riesige Augen vor Panik.
Die nach einem knappen Jahr nur hinter der Couch mit Katzenklo am einen Ende und Futter am anderen Ende sich doch vorgewagt hat, um Freundschaft zu schließen, ganz zaghaft und immer noch wehrhaft und panisch.
Die sich, nach drei Jahren intensiver Arbeit mit viel Liebe und Geduld und einem Leben praktisch um die Katze herum, auch mal über ihr Buckelchen streicheln ließ.
Gesprächig wurde, fast schmusig, schnurrig, glücklich.
Die sich aber niemals mit beiden Händen anfassen, hochheben, festhalten oder einsperren ließ.
Trotzdem musste ich die Entscheidung treffen, dieses Tier einzufangen, festzuhalten und in eine Box zu stecken, um zum Tierarzt zu fahren.
Das alleine ist schon traumatisch genug, ich musste das drei Mal machen und trotzdem hat es nichts gebracht.
Die letzten Tage waren vor allem verheult und voller Verzweiflung.
Voller Selbstzweifel und Vorwürfe, in dem Zwiespalt zu stecken, der Natur einfach ihren Lauf zu lassen und die Katze verhungern zu lassen oder sie zum Tierarzt zu schleppen und somit ihr hart erworbenes Vertrauen ein Stück zu verlieren.
Am Ende hat es dazu geführt, dass sie beim Tierarzt eingeschlafen ist.
Heute habe ich sie zu Hause begraben.
Wie ich mich jetzt fühle wegen meiner Katze, hat mich etwas sehr Lehrreiches über Entscheidungen begreifen lassen.
Entscheidungen kann man treffen, meistens nicht zurücknehmen, aber manchmal schon.
Wenn man das Bauchgefühl bekommt, dass das jetzt das Richtige ist.
Yoga Smilla als Geschäft, gestartet am Beginn der Corona Pandemie, hat diese ganz gut überlebt. Ist in der Zeit danach sogar gewachsen und es sah alles ganz vielversprechend aus. Ein Geschäft zu haben bringt eine Menge an Entscheidungen mit sich, das Wachstum betreffend, teilweise solche, die unumgänglich sind und solche, die man denkt, treffen zu müssen.
Eine davon war das Buchungssystem. Dass mir viel Arbeit abnimmt und voll gut in die Digitalisierung passt. Eine andere ein Plan, der mehr Kurse beinhaltet, als ich je geben könnte. Soweit so gut, wenn alles läuft, wie es laufen soll.
Bis der Krieg sich als ständiger Begleiter erwiesen hat, die Benzinpreise in die Höhe geschossen sind und auch die Energiekosten. Gefolgt von den Lebensmittelpreisen.
All das, und so geht es nicht nur mir, führt gerade bei Yogastudios und ähnlichen Angeboten zu einem massiven Einbruch an Anmeldungen, einer Fülle an Absagen, fehlender Verbindlichkeit und Stagnation bei Neukunden.
Dann ist plötzlich das mit einem Buchungssystem versehene, mit einem tollen Kursplan ausgestattete Studio leer und ungenutzt.
Es entsteht Widerstand, auch in mir.
So auf der Höhe des Kämpfens, im vollen Galopp, merkst Du plötzlich, dass Du ins Leere rennst. Und viel zu schnell unterwegs bist. Selber den Weg nicht mehr siehst.
Das bringt mich wieder zu den Entscheidungen.
Ich habe mich entschieden, anzuhalten und die Zeit zurückzudrehen.
Bei meinem Kätzchen kann ich das leider nicht machen, obwohl ich sehr viel dafür geben würde.
Bei meinem Geschäft schon.
Yoga ist vor allem Entspannung und sollte auch für den Yogalehrer kein Kampf (ums Überleben) sein.
Das überträgt sich nämlich auf die Schüler und bringt Yoga weg von dem, was es eigentlich ist und sein sollte.
Das ist auch toxisch für die eigene Praxis, zumindest bei mir.
Entscheidung Nummer eins: tschüss Buchungssystem. Zurück zur guten alten Anmeldung, persönlich und telefonisch oder anders.
Entscheidung Nummer zwei: Yoga Smilla geht nicht mit mit der allgemeinen Hysterie der Preiserhöhung, sondern senkt die Preise für einen bestimmten Zeitraum.
Yoga ist kein Luxus und sollte auch keiner sein, ist es aber momentan, wenn das Benzin wichtiger ist als die Selbstfürsorge.
Ich möchte Yoga zugänglicher machen, für jeden Geldbeutel.
Wer jetzt überlegt, ob er sich Yoga überhaupt leisten kann oder will, soll wenigstens die Möglichkeit haben, zu wählen.
Deshalb gehe ich bis zum Ende der Sommerferien zurück auf die Preise, die ich zur Eröffnung meines Studios hatte.
Entscheidung Nummer drei, ich gewähre etwas mehr Flexibilität bei den Zehnerkarten, damit jeder, der eine kauft, diese auch in Ruhe nutzen kann, ohne Druck.
Seit ich das so beschlossen habe, macht sich in mir eine innere Ruhe breit, die sich sehr gut anfühlt. Den Druck wegnehmen, von mir selbst und von meinen Schülern, die ja zu mir kommen, um eine Auszeit vom Alltag zu erleben, Entspannung, Leichtigkeit und Freude.
Was daraus wird, darf das Universum entscheiden.
Am Ende wird alles so, wie es werden soll.
Ich bin jetzt friedlich, mein Kätzchen ist in meinem Herzen und mein Yoga erblüht auch wieder dort. Und so kann ich es wirklich in die Welt tragen, von innen heraus und mit dem Zauber des Neuanfangs.