Hey COVID...
…ich hatte Dich zwar erwartet, aber nicht so und nicht so dermaßen nervig.
Voll ausgebremst mitten im ganzen Neue-Website, Buchungssystem-Kram, Yin-Ausbildung-angefangen, Prüfungsvorbereitungsdrumherum.
Schönen Dank auch.
Auszuhalten ist das Virus gerade gegen Mittag, wenn ich ein halbes, warmes Bier trinke und das Kranksein irgendwie schwammig wird und somit erträglich.
Ansonsten habe ich das Vergnügen der vollen Palette an Symptomen, von Husten (Tag und Nacht), komplett dichte Nebenhöhlen, Kopfschmerzen, Nebel im Kopf (der immer dann, wenn ich etwas sagen möchte, die falschen Worte ausspuckt, nervig…), Magen- Darmproblemen (doof), Fieber…
Dass ich seit vier Tagen keinen Hunger habe und auch nix schmecke oder nix rieche (was ganz praktisch ist, wenn die Katze gekackt hat und das Klo sauber gemacht werden muss), geschenkt.
Dann schmecken die Bitterstoffe in den ayurvedischen Pitta/Vata Balance-Pülverchen auch nicht so schrecklich.
Ich bin mir nicht sicher, ob ich, brav geboostert, besser dran bin jetzt, es fühlt sich nicht unbedingt so an.
Um mich herum hat es jeder oder hatte es jeder oder kriegt es gerade.
Ich habe auf jeden Fall an dem Tag, an dem ich negativ getestet war, es aber schon hatte, jemanden angesteckt, eine Freundin, mit der ich mich am Mittag getroffen habe, das finde ich schrecklich und ich fühle mich voll schuldig deswegen, obwohl mir klar ist, dass das nix mit Schuld zu tun hat und auch nicht verhindert werden kann gerade, wo jeder jeden ansteckt.
Montag Abend nur ein kleines Kratzen im Hals, Dienstag immer noch, aber negativ getestet und noch einen Kurs gegeben (darüber ärgere ich mich auch).
Am Mittwoch ging es mir dann am Morgen so schlecht, dass ich noch einen Test gemacht habe, Bingo! Hello COVID.
Dann der Telefonmarathon, allen Bescheid geben, Kontakte abtelefonieren, Kurse absagen, alle Termine (viele gerade) absagen oder verschieben, Hausarzt anrufen.
Der PCR Test beim Hausarzt fühlt sich ein bisschen an wie Outbreak, wenn Du draußen warten musst mit den anderen Infizierten und dann jemand (nicht irgendjemand, eine nette Schwester, aber trotzdem komisch) kommt, in Vollmontur nur ohne diesen Helm, und Dich abfertigt.
Dann warten, während es Dir immer schlechter geht und es das Ergebnis eigentlich gar nicht mehr braucht, weil eine „normale“ Grippe nicht so schnell von Null auf Hundert geht.
Ok, heute ist Sonnabend und seit gestern weiß ich, dass auch der PCR Test positiv ist.
Das heißt sieben Tage Quarantäne.
Ich bin sehr dankbar, diese Quarantäne zu zweit in einem eigenen Haus, mit Garten und Ruhe und Sonne im Frühling auszusitzen und nicht zu fünft in einer zu kleinen Wohnung mitten im Januar.
Hinter mir habe ich ein paar schlaflose Nächte, verhustete Tage, Frieren trotz Sonne und Mühe beim Atmen. Besser wird es irgendwie nicht, ich lasse das mal auf mich zukommen und bin froh, dass es nicht schlimmer ist oder wird und ich zu Hause bin und sei kann.
Meine Stimme ist weg, zwischendurch klingt das ganz schön sexy, so sehe ich aber nicht aus und das ist gerade das allerletzte, wonach mir der Sinn steht.
Mein Körper geht gerade in den Fastenmodus, um den Virus loszuwerden, das ist schon mal gut.
Ich müsste lernen gerade, mich in mein neues Buchungssystem einarbeiten, meine Prüfungsstunde für den BDY ausarbeiten, mein Anatomiewissen aufpolieren für die neue Yin Yoga Ausbildung, die ich vor zwei Wochen in Holland angefangen habe, neue Kunden akquirieren…
Das alles geht erstmal auf Stopp.
Das akzeptiere ich jetzt mal und vor mir liegen neun Frühlingstage.
Dann kann ich auch gleich überleiten zum schönen Thema des Monats, meiner neuen Ausbildung.
Am 12. März habe ich bei José de Groot von Yogatreat in Utrecht eine 200 Stunden, bei Yoga Alliance zertifizierte, Yin Yoga Zusatzausbildung angefangen.
Die ergänzt die 80 Stunden Module, die ich bereits habe und hat mich in eine wundervolle Truppe von zwölf Frauen aus ganz Europa (und einer aus den USA) gebracht, mit denen ich die nächsten Monate eine Schicksalsgemeinschaft bilden werde. Da kommt ganz viel Inspiration zusammen und es fühlt sich jetzt schon prima an. José ist eine ganz besondere Seele und eine außergewöhnliche, hochprofessionelle Yogalehrerin, der ich einen Großteil meiner Inspiration verdanke, Yogalehrerin zu sein.
Yin Yoga, das ist, verglichen mit Hatha Yoga, pure Entspannung.
Die Asanas werden lange gehalten, ohne Körperspannung, man entspannt in die Haltung und verweilt dort für mehrere Minuten.
Jede Haltung wird an den jeweiligen Körper angepasst, mit allen zur Verfügung stehenden Hilfsmitteln, der Fokus liegt auf Ruhe, auf Heilung, auf Sanftheit und vor allem auf Nachsicht gegenüber sich selbst, in Verständnis für den eigenen Körper, für dessen Anatomie und Fähigkeiten.
Kombiniert wird das mit der Traditionellen Chinesischen Medizin und dem Verständnis der Energiebahnen im Körper, den Meridianen, der Fünf-Elemente-Lehre, dem Zusammenspiel der inneren Organe und der Koshas, der fünf Hüllen des menschlichen Körpers.
Die Energie, im Sanskrit Prana, im TCM Chi, soll so zum Fließen gebracht werden.
Yin Yoga ist passiv, langsam und statisch, die Haltungen werden zwischen 3 und 5 Minuten gehalten, manchmal länger. Die Muskeln der Zielregion werden entspannt, es gibt eine passive Dehnung. Der Schüler geht nicht zum Maximum der Dehnung, sondern tastet sich heran und bleibt bei ca. 70 bis 80 Prozent des auszuschöpfenden Dehnungsmaximums.
Der Fokus liegt auf der Flexibilität der Gelenke, diese werden sanft zu ihrem vollen Bewegungsraum stimuliert.
Faszien sind das weiße Geflecht, welches alle Muskeln, Knochen, Organe und Nerven umhüllt und alles miteinander verbindet, wie ein Myzel oder Wurzelgeflecht. Dieses Fasziengewebe ist eher steif und klebrig, widersteht Dehnung und zieht sich danach nur langsam zurück in seine ursprüngliche Form.
Deshalb ist eine statische Stimulation des Gewebes ohne Wiederholungen essentiell, mit langem Ausgleich, dem sogenannten Rebound (ca. 1 Minute, Ausgleich, kann fast immer Savasana sein oder angepasst an die Haltung, z.B. Katze-Kuh oder die Kindeshaltung.)
Yin Yoga sollte immer funktional sein und gerade nicht ästhetisch, es geht nicht darum, wie die Haltung aussieht, sondern wie sie sich auf die einzelnen Körperbereiche auswirkt.
Es gibt 4 funktionelle Stimulationen im Gewebe: Dehnung (Öffnung), Stauchung, Druck und Drehung.
Alle diese Stimulationen kreieren eine Veränderung im Wasserhaushalt der Faszien.
Nach der Haltung wird diese Veränderung wieder ausgeglichen, was zu einer frischen Versorgung der Zellen mit Sauerstoff und Flüssigkeit führt. Genau das ist der positive, man sagt sogar zellverjüngende Effekt von Yin Yoga. Das ist auf vielerlei Weise spürbar, nämlich körperlich, emotional, mental und auch energetisch.
Das fasziniert mich (hihi Wortspiele) sehr und ist ein weiterer Schritt auf dem wunderschönen Weg meiner Berufung zur Yogalehrerin. Dieser Weg liegt so klar vor mir und lässt sich fast mühelos beschreiten, weil es der Hunger nach Wissen und die Begeisterung für bestimmte Themen ist, die Widerstand ersetzen durch Fließen und neue Inspiration.
Yin Yoga also, weg vom Müssen, weg vom Power (Yoga), vom Yoga als Sport, weg von Fitness, hin zum Spüren, hin zum Loslassen, zum Bleiben und Verweilen.
Höher, Schneller, Weiter funktioniert ja schon nicht mehr beim Kapitalismus, sehen wir ja gerade sehr gut.
Nebenbei taste ich mich (seit ein paar Monaten schon) in die Lehre des Ayurveda hinein und das wird dann wohl der nächste Schritt, das ergänzt das Yin wunderbar und eröffnet nochmal ein neues Universum.
Ein paar Grundmodule habe ich schon und möchte das mehr und mehr ins Yoga einfließen lassen.
Doch alles zu seiner Zeit :)
Ich bin gespannt und ich hoffe, Ihr seid es auch.
Gute Besserung an alle, die auch gerade mit ihren Battle mit COVID haben.
Happy Frühling!