Donnerstag, 04 November 2021 11:59

Herbstmeditation Featured

Heute bin ich zum ersten Mal nach einer ganzen Woche im Bett wieder draußen für einen Spaziergang. Schwach und langsam, aber draußen.

Eine Woche voller Hustenanfälle, Nebel im Kopf, Kopfschmerzen, schlaflosen Nächten und allem anderen, was dazu gehört, wenn Du Dir eine richtige Grippe eingefangen hast, liegen hinter mir.
Die Tatsache dass ich so krank geworden bin sagt viel aus über den Stress der letzten Monate und auch darüber, dass ich mich nicht genügend um mich gekümmert habe. Mich nicht wirklich spüren konnte.
Dafür sind jetzt, nach den Tagen ohne Sinnesreize, alle Sinne auf Empfang.

 

Es regnet in Strömen, als ich loslaufe.

 

Ich sehe…

Den bleiernen Himmel, aus dem sich der Regen ergießt.
Meine roten Gummistiefel, auf die ich blicke, während ich gehe und den Rand meiner gelben Regenjacke, an der das Wasser herunterläuft.
Den Wildpfad, der, von Rehen und Füchsen ausgetreten, vor mir liegt.
Regennasse Bäume, Eschen und Eichen, die herbstlich gelben und braunen Blätter regenschwer.
Blätter um mich herum und auf dem Weg, Blätter überall auf dem Boden, Blätter, die trudelnd nach unten segeln.
Grasbüschel, Erdklumpen und der im Schlamm festgebackene Hufabdruck einer Kuh.
Vom Regen glitzernde Spinnennetze im Gras und hier und da einen Regenwurm.
Emsige Amseln, die die einzigen Vögel zu sein scheinen, denen das Wetter nicht zu schlecht zur Futtersuche ist.
Ich genieße ganz bewusst jedes einzelne Detail.

 

Ich höre…

Das sanfte Trommeln des Regens auf meiner Kapuze.
Das stetige Rauschen des Regens auf diesem grauen Himmel.
Das Tropfen des Regens von den Blättern und Sträuchern um mich herum.
Das Säuseln des Windes, der versucht, mir die Kapuze vom Kopf zu schieben, nur ein bisschen.
Das Rascheln der Blätter, durch die ich mich mit den Gummistiefeln schiebe, extra natürlich.
Fern, ganz fern ab und zu ein vorbeifahrendes Auto.
Ich nehme ganz bewusst alles um mich herum wahr.



Ich rieche…

Den Regen, nasse Regenwürmer und die Regenwettergerüche, die der Wind mitbringt.
Die verrottenden Blätter und die Schwere des nassen Holzes um mich herum.
Den fernen Duft der Kräuter des Sommers, die jetzt verwelkt und vertrocknet den Wegesrand säumen.
Ich nehme das alles in mich auf.



Ich spüre…

Die Kälte auf meinen Wangen.
Den Luftzug um mein Gesicht.
Das Wasser der tiefen Pfützen und Gräben, durch die ich vorsichtig laufe.
Den schmatzenden Schlamm unter meinen Stiefeln.
Meine Lebenskräfte, die langsam wieder erwachen beim Spazierengehen und die Lust, all das aufzuschreiben.
Ich sehe das, was da ist und nehme es an.

 

Ich bleibe stehen und schliesse die Augen.

Mehr und mehr Dankbarkeit breitet sich in mir aus für diesen Tag, die Natur, die Zeit, die ich mir nehmen kann für diesen Spaziergang und was das für ein Luxus ist, jetzt draußen zu sein, gesund (zumindest gesundend…) und wach und aufmerksam und neugierig.
Krankheit ist auch immer ein Zeichen des Körpers, ein Aufruf zur Auszeit, in der man nichts tut, sich besinnt, auf sich selbst und darauf, worauf es ankommt.
Darauf, wie wenig es doch ist, was wir brauchen um zufrieden zu sein, nämlich
Kontakte mit lieben Menschen und Haustieren, Wärme und Luft und Licht und Tee und ein bisschen Nahrung.
Mir haben die letzten Tage auch gezeigt, dass Meditation in mein Leben gehört, mit allen Sinnen leben, die Aufmerksamkeit bündeln und laufen oder sich hinsetzen in Stille, die Reise antreten zu innerer Klarheit und tiefer Ruhe.

All das umgibt mich jetzt und ich kann zurückkehren von meinem Spaziergang, zu einem heißen Tee und dicken Socken und meinem Konzept für die nächste Lehrprobe im Yoga-Zentrum Jena mit dem Thema Meditation, was sonst :o)

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